Warum haben Sie beide sich speziell das Fachgebiet Allgemeinmedizin ausgesucht?
Dr. Hubert Meitinger : Seit meiner Jugendzeit schwebte mir Allgemeinarzt als absolut erstrebenswertes Berufsziel vor, obwohl ich nicht aus einer Arztfamilie stamme. Allgemeinmedizin ist für mich die Königsdisziplin, im Sport vergleichbar mit den Zehnkämpfern, nirgendwo der Top-Spezialist aber in der Breite gut aufgestellt.
Dr. Andreas Meitinger : Da kann ich meinem Vater nur beistimmen. Als Allgemeinarzt übt man zudem die ungeheuer reizvolle Funktion eines Familienarztes aus. Man ist Begleiter und Ratgeber, nicht nur in medizinischen Fragen, dies zum Teil über mittlerweile 3 Generationen hinweg. Es ist die Vielseitigkeit, die Nähe zu den Menschen, die Kenntnis der familiären Situationen und des sozialen Umfeldes, die diesen Beruf so interessant machen.
Was stellt für Sie das Interessante Ihres Berufes dar?
Dr. Hubert Meitinger: Das Interessanteste an unserem Beruf ist einerseits die medizinische Vielfalt, mit der man täglich konfrontiert wird, andererseits die kontinuierliche, bis zu Jahren und Jahrzehnten dauernde Betreuung der Patienten und Familien, das Mitbekommen der persönlichen Entwicklungen der einzelnen Individuen und der Entwicklung von familiären und sozialen Verbänden.
Sieht Ihre tägliche Arbeit wirklich so aus, wie Sie sich das während des Studiums vorgestellt haben?
Dr. Andreas Meitinger: Der Arbeitsablauf ist mit geringen Abstrichen (Bürokratie) tatsächlich so, wie ich ihn mir erträumt und gewünscht habe.
In Ihrer Gemeinschaftspraxis arbeiten Vater und Sohn unter einem Dach. Wie können Sie sich gegenseitig mit Ihrem Wissen unterstützen?
Dr. Hubert Meitinger: Ich habe mich schon lange darauf gefreut, mit meinem Sohn als Arzt zusammen arbeiten zu können, für mich war die gespannte Erwartung die, wie sich das Zusammentreffen von aktuellem, frischem Universitätswissen mit jahrzehntelanger Erfahrung in einer Dorfpraxis entwickeln wird.
Dr. Andreas Meitinger: Dies ist ein ganz spannender Vorgang und funktioniert bei uns bestens. Gerade Praxisabläufe, Umgang mit Behörden und Ämtern sind Dinge, die während der Ausbildung nicht gelehrt werden.
Darf man Sie als „Landarzt“ bezeichnen und könnten Sie sich auch vorstellen in der Stadt zu praktizieren?
Dr. Andreas Meitinger: Selbstverständlich darf man uns als Landärzte bezeichnen. Das sind wir mit Leib und Seele. Eine Allgemeinarztpraxis in der Stadt war für uns nie vorstellbar und ist es auch heute nicht.
Hat sich der Beruf in den letzten Jahren sehr verändert?
Dr. Hubert Meitinger: Ja und Nein. Verändert hat sich die Zunahme der Bürokratie (wie wahrscheinlich in allen Berufen), die zunehmende Regulierung unserer therapeutischen Möglichkeiten, die strenge Überwachung der Einhaltung von Regelleistungsvolumen, Laborbudgets, Verordnungsbudgets etc.
Andererseits aber auch nein: Die Verbundenheit mit den Patienten, das gegenseitige Vertrauen, die Akzeptanz als Fachmann trotz „Dr. Google“, die Offenheit und auch die Dankbarkeit und Anerkennung uns gegenüber, das sind Dinge, die sich in den letzten 30 Jahren hier nicht verändert haben.
Was macht für Sie das Besondere an Ihrer Schnaitseer Praxis aus?
Dr. Andreas Meitinger: Das Besondere ist sicherlich die Tatsache, dass es in Schnaitsee und in der näheren Umgebung nur eine Allgemeinarztpraxis gibt. Diese medizinische „Monopolstellung“ fordert ein besonderes Maß an die ärztliche Ethik und das persönliche Verantwortungsbewusstsein. Besonders ist auch das Dorf an sich mit seiner traumhaften geografischen Lage.
Haben Sie so etwas wie eine „Firmenphilosophie“?
Dr. Hubert Meitinger: „salus aegroti suprema lex“(frei nach Cicero) heißt, dass die Gesundheit des Patienten oberste Priorität haben muss. Um dies im Praxisalltag auch leben zu können, wird bei uns eine ausgesprochen flache Hierarchie praktiziert.
Vielen Dank für diese interessanten Einblicke!